Über dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung zeigt sich eine unbequeme Realität:
Ost und West sind sich nicht automatisch näher gekommen — in manchen Bereichen entfernen sie sich sogar wieder.
Alte Zuschreibungen leben fort, neue Vorurteile entstehen, und die politischen Spannungen unserer Zeit verstärken das Gefühl, dass zwei unterschiedliche Erfahrungswelten nebeneinander existieren.
Diese Unterschiede sind nicht nur historisch, sondern körperlich spürbar: im Misstrauen, in Abwehrreaktionen, in dem Impuls, sich zu schützen oder abzugrenzen.
Genauso spürbar sind aber auch die Sehnsucht nach Anerkennung, die Müdigkeit über alte Erzählungen und der Wunsch, endlich gesehen zu werden ohne Etikett, ohne Schublade, ohne das ständige „ihr dort – wir hier“.
Dieser Workshop macht diese Dynamiken sichtbar, ohne sie zu glätten.
Er beginnt dort, wo das Thema tatsächlich wirkt:
In unseren Vorannahmen, unseren Reflexen, unseren Reaktionen und in der Frage, wie viel davon aus unserer eigenen Geschichte stammt und wie viel aus den Erzählungen anderer.
Durch klare, körperliche und resonante Impulse werden Vorurteile nicht diskutiert, sondern erlebt.
Die Teilnehmenden spüren:
Wie wirkt ein Satz, der mich trifft?
Wo gehe ich in Distanz?
Wo werde ich hart?
Wo schäme ich mich?
Wo wünsche ich mir Öffnung?
Und: Was bleibt von Ost und West übrig, wenn wir all das einmal nicht nur denken, sondern durch den Körper hindurch verstehen?
Charakter & Wirkung des Formats:
Der Workshop ist kein Versöhnungsangebot.
Er ist ein Raum für Wahrhaftigkeit, für das, was zwischen uns steht und für die Frage, wie wir mit diesen Spannungen weiterleben wollen.